"Zuerst der Mensch, dann die Maschine"
Honda - Motorrad- und Autohersteller
In den siebziger Jahren schließlich waren die harten Zeiten der
Nachkriegszeit für die meisten Bürger
der Industriestaaten vorüber. Man hatte sich wieder mit dem nötigen
Inventar im Haushalt eingedeckt,
und wenn es die finanziellen Möglichkeiten erlaubten, ein Motorrad als
Fortbewegungsmittel gekauft.
Es wuchs mit der neuen Mobilität und der neu gewonnenen Kaufkraft der
Wunsch vom Motorrad auf
das Automobil umzusteigen, das einen trockenen Fußes von A nach B brachte
und bereits bezahlbar
sein sollte.
Soichiro Honda wollte sich nach seinem weltweiten Erfolg mit den
Motorrädern, dieser neuen
Herausforderung stellen und begann sofort, an zwei unterschiedlichen
Modellen zu arbeiten.
Auf der einen Seite dachte er an einen kleinen
Pick-up, bei dem die Nützlichkeit ganz im Vordergrund stand. Er wurde
angetrieben von einem
Vierzylinder mit 354 Kubikmotor, der 30 PS entwickelte.
Auf der anderen Seite konstruierte er einen Zweisitzer, der ganz
konsequent auf das Vergnügen der
Insassen ausgelegt wurde. Das besondere dieses Fahrzeugs lag in der
Antriebsmechanik: Der
Roadster wurde über zwei Ketten über die Hinterachse angetrieben. Der
Motor jedoch wich von der
Konstruktion her gesehen nicht sonderlich von den Pick-up Modellen ab.
Wie früher bei den Motorrädern versuchte Honda nun über den Motorsport,
die Formel 1, seine neue
Fahrzeugsparte bekannt zu machen, ihre Leistungsfähigkeit und
Zuverlässigkeit zu beweisen.
Deswegen bestritt Honda 1964 seinen ersten Grand Prix mit einem komplett
selbst entwickelten
Rennwagen. Nach einem Jahr gewann Honda den ersten Grand Prix in Mexiko.
Ohne den
Weltmeistertitel errungen zu haben, zog sich Honda sechs Jahre später aus
der Formel 1 zurück. In
jenem Jahr sollte Honda die europäische Konkurrenz bei den Motorrädern
das Fürchten lehren. Der
Zweizylinder "Dream CB 450" griff die Vormachtstellung der europäischen
Modelle, der "Big Bikes
244 an. Der Motor verfügte für damalige "Big Bikes" über vergleichsweise
wenig Hubraum, das er
aber durch seine Drehfreudigkeit wieder ausglich. Allen Unkenrufen zum
Trotz hielt der Motor den
hohen Drehzahlen und der Leistung von 43 PS stand. Ein weiterer Vor-teil
bestand in seiner Laufruhe
und in der vollkommenen Öldichtigkeit; dies war zu damaliger Zeit noch
recht ungewohnt. Allerdings
war das Fahrwerk mit der Leistung völlig überfordert. Die Leute nahmen
diesen Mangel in Kauf und
erfreuten sich an den Fahrleistungen und der Zuverlässigkeit der
Maschine. 1966 untermauerte Honda
seine Spitzenstellung als Motorradhersteller, indem alle
5 Weltmeisterschaften bei den Motorrädern gewonnen wurden. Nachdem die
europäischen Firmen ihre
Modelle mit 750er Motoren ausgestattet hatten, waren sie der Überzeugung,
die japanische Konkurrenz
in ihre Schranken verwiesen zu haben. Honda konterte mit der "CB 750 Four",
die anfänglich von dem
guten Image der "CB 450" profitieren konnte. Schnell sprachen sich ihre
brutalen Fahrleistungen, das für
damalige Verhältnisse gute Fahrwerk und ihre technische Zuverlässigkeit
herum. Honda hatte sich
endgültig auf dem europäischen und amerikanischen Markt erfolgreich
plaziert. Gleichzeitig wurde das 10
millionste Motorrad gefertigt. Damit rückte Honda an die Spitze der
weltweit größten Motorradhersteller.
1970 beschloß die USA eine Ergänzung zu dem Umweltschutzgesetz, den "Clean
Air Act'', in dem eine
90 prozentige Reduzierung der Schadstoffmengen bei motorisierten Fahrzeugen
bis 1976 festgelegt
wurde. Dies stellte sich im Nachhinein für Honda als ein Glücksfall heraus,
da sich Soichiro Honda
vorher von den wassergekühlten Motoren abwandte und alle Forschungsarbeiten
auf luftgekühlte
Motoren konzentrierte. Für diese sehr hochdrehenden, lauten Motoren war
jedoch kein großer Bedarf
vorhanden, die Verkaufszahlen gingen zurück. Stur hielt Soichiro an seinem
Konzept fest und hätte
voraussichtlich das Unternehmen damit in den Ruin getrieben. Im richtigen
Moment steuerte Fujisawa
im Honda Imperium dagegen. Aufgrund des "Clean Air Act" hatte er
unbestreitbare Argumente gegen
den luftgekühlten Motor, der diese Auflagen trotz Weiterentwicklung nie
hätte erfüllen können. Soichiro
beugte sich dem massiven Druck seines Freundes und Partners und entwickelte
den wassergekühlten
Motor weiter. Schon 2 Jahre später stellte Honda den Civic vor, der als
einziger dieses neue
Umweltschutzgesetz erfüllte. Honda war wieder auf den richtigen Weg
zurückgekehrt, der Civic sollte
ein weltweiter Verkaufsschlager werden.
1973 traten die zwei Gründer der Honda Motor Company, Soichiro Honda und
Takeo Fujisawa, von der
Unternehmensspitze zurück und übernahmen von da an eine Ehrenfunktion
Honda nach dem Ausscheiden seiner Gründer Soichiro Honda und Takeo
Fujisawa
In den Jahren nach 1973 entschied sich Honda für eine Rückkehr auf die
Rennstrecke mit ihren
Formel 1 Motoren, die mehrfach einen Sieg bei Fahrer- und
Konstruktionsweltmeisterschaften
herausfuhren. 1992 verabschiedete sich Honda als erfolgreicher
Motorenlieferant aus der Rennszene.
Für die Zukunft ist jetzt ein Comeback für das Jahr 2000 mit einem
komplett eigenen Rennwagen
angekündigt worden.
In der Zwischenzeit sind weltweit Honda-Fabriken aufgebaut worden, so daß
Honda nicht länger nur
Exporteur von Motorrädern und Autos ist, sondern sich zu einem "Global
Player" entwickelt hat. Das
Unternehmen wird im Sinne von Soichiro Honda innovativ weitergeführt. Es
beteiligt sich an der
Erforschung neuer Technologien, wie zum Beispiel der Nutzung von
Solarenergie im Kraftfahrzeugbau
oder der Entwicklung des Airbags für die Passagiere. Daraus resultiert
ein weltweites Image, das das
Unternehmen als einen technisch und ökologisch fortschrittlichen Fahrzeug-
und Motorenhersteller
zeigt.
Um das Unternehmen für die Zukunft zu rüsten, führte man eine
Diversifikation der drei
Produktbereiche Auto, Motorrad und Power Products ein. Power Products
sind Landmaschinen,
Bootsmotoren und Generatoren. Jeder Bereich kann spezielle
Problemlösungen erstellen und trotzdem
die Synergien des ganzen Unternehmens nutzen, zum Beispiel die
firmeneigenen Patente. Genauso
differenziert Honda heute nach vier selbständigen Weltregionen: Japan,
Amerika, Asien/Ozeanien und
Europa/Nahost/Afrika. Daraus resultieren nicht nur eine lokale
Beschaffungspolitik sowie
Marktforschung und Produktion vor Ort, sondern auch eigenes Engagement in
den Bereichen
Entwicklung, Motoren und Autotypen. Honda ist so in der Lage, für jeden
Markt der Welt
maßgeschneiderte Automobile und Motorräder zu bauen.
Insgesamt kann man behaupten, daß das Unternehmen für die Zukunft gerüstet
scheint. Es will
weiterhin gegen den weltweiten Trend zur Fusionierung unabhängig bleiben.
So hat Honda in den
letzten 7 Jahren als einziger japanischer Hersteller die Verkaufszahlen
in Japan steigern können. Im
selben Zeitraum stiegen die Honda-Aktien gegen den Trend um das
zweieinhalbfache.
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