"Zuerst der Mensch, dann die Maschine"
Anfang und Aufstieg des Honda-Imperiums
Am 24. September 1948 gründete er zusätzlich zum Technical Research die
Honda Motor Company. Doch schon die ersten Versuche zeigten Soichiro
und seinen Technikern, daß
es nicht leicht werden würde ein standfestes Motorrad auf die Beine zu
stellen.
In den ersten Versuchen wendete man die schon bewährte Methode an, den
Motor in ein
Fahrradgestell zu integrieren. Aber der Rahmen war nicht stark und steif
genug um den kräftigen
Motor
aufzunehmen. So entschieden sie sich ein komplett neues Motorrad zu
konstruieren, die erste Honda
mit 98 Kubikmotor, die Honda "Dream D-Type".
Bedingt durch die schlechte Nachkriegskonjunktur fielen viele Kunden und
Verteiler von Honda aus,
wodurch Honda schwer benötigtes Geld verloren ging, Die Produktion der
"Honda Dream" war stark
gefährdet.
In dieser Zeit brachte ein ehemaliger Studienkollege der technischen
Hochschule Hamamatsu Soichiro
Honda mit Takeo Fujisawa zusammen. Takeo Fujisawa kannte Soichiro Honda
noch aus Zeiten der
Kolbenringfabrikation, als der Techniker und Erfinder sich einen guten
Ruf erarbeitet hatte. Diese
Begegnung sollte der Grundstein einer langen und erfolgreichen
geschäftlichen Beziehung werden.
Takeo Fujisawa war das Gegenteil von Honda, er kümmerte sich um die
Finanzen, die Verwaltung
und den Vertrieb der Fahrzeuge. Er war es, der Honda ab und zu in die
Schranken verwies, wenn er
zu sehr seinem persönlichen Forscherdrang nachging und dies nicht zum
Erfolg der Firma beitrug oder
die finanzielle Seite es nicht erlaubte.
Doch eines verband diese zwei Personen: ihr starker Glaube an ihre eigene
Zukunft und die Zukunft
der Firma. So war es auch Fujisawa, der den nötigen Kredit bei den Banken
organisierte, um die
"Dream" zu bauen. Doch die "Dream" verkaufte sich nur schleppend.
Hier war Soichiro Honda zu sehr in seinen Motor vernarrt und sah nur die
Vorteile gegenüber der
Konkurrenz, nicht aber die Bedürfnisse der Kundschaft. Fujisawa, der sich
mehr mit den Kunden
befaßte und sich somit besser in deren Gefühlslage hineinversetzen
konnte, erkannte
den Fehler: das Motorrad mit einem Zweitaktmotor war für den japanischen
Markt einfach zu laut.
Nach einigem Zögern machte sich Soichiro Honda an die Arbeit und im Mai
1951
präsentierte er stolz Fujisawa die "Dream E-Type". Es war ein Motorrad mit
einem 146
Kubikviertaktmotor mit 5,5 PS, der im Vergleich zur "Dream D-Type" sehr
viel leiser war. Von nun
an ging es mit der Honda Company steil bergauf. Die "D-Type" wurde ein
voller Erfolg auf dem
japanischen Markt. Gleichzeitig entwickelte Fujisawa eine
Vertriebsstruktur, in der ganz Japan in
verschiedene Regionen aufgeteilt wurde. Für jede Region wurde ein
offizieller Honda-Händler
bestimmt. Auf diese Art entstand ein Händlernetz, bei dem sich Honda sicher
sein konnte, loyale und
finanzkräftige Partner zu haben. Dies ging sogar so weit, daß die Händler
Vorauszahlungen für ihre
Bestellungen leisteten, was in Japan heute noch sehr unüblich ist.
In Tokyo wurde eine Verkaufsabteilung eröffnet, um von der Hauptstadt aus
das Händlemetz zentraler
betreuen zu können, zwei Jahre später verlegte man die ganze Zentrale nach
Tokyo. Um der großen
Nachfrage gerecht zu werden, baute man noch zwei Werke in Seitama und
Hamamatsu auf Jetzt
wurden schon über 3.000 Maschinen monatlich in den Werken gefertigt. Durch
den stetigen Erfolg und
den steigenden Bekanntheitsgrad in Japan gelang es, das Vertrauen der
Banken zu gewinnen, so daß
Soichiro Honda 1952 in die USA und nach Europa reiste, um für sein
Unternehmen moderne
Fertigungsmaschinen einzukaufen. Natürlich ließ es sich Soichiro Honda
nicht entgehen, die
bedeutendsten europäischen Motorradfirmen. BMW, Norton, Triumph, NSU - den
damaligen
weltgrößten Zweiradproduzenten und deren Rennstall mit seinen hochtourigen
Rennmotoren - zu
besuchen und sich die Technik bis ins kleinste Detail erklären zu lassen.
Auf dem japanischen Motorradmarkt war Honda inzwischen führend, so daß man
sich Gedanken
über einen internationalen Verkauf von Honda-Motorrädern machte. Nach
Hondas Überzeugung
mußte man sich dem sportlichen Wettkampf stellen, um in das Bewußtsein der
späteren Käufer zu
dringen und den allgemeinen Bekanntheitsgrad der Firma weltweit zu
steigern. Außerdem wäre bei
einem Sieg gegen die internationale Konkurrenz auch der
Beweis erbracht, daß die Produkte leistungsfähig und standfest sind. Um
dieses Vorhaben
erfolgversprechend zu realisieren, reiste 1954 Soichiro Honda zur Isle of
Man nach Großbritannien,
einem bis heute legendären Motorradrennen, an dem sich damals alle
Motorradhersteller, die Rang
und Namen hatten, beteiligten. So schnupperte er dort Rennatmosphäre und
informierte sich über den
Stand der Technik im europäischen Rennsport. Fünf Jahre später trat Honda
gegen die westlichen
Motorradmarken an und erreichte in der 125 cc Klasse einen respektablen
6. Platz. Die
Überlegenheit der europäischen Maschinen überraschte Honda, da er seine
Maschinen zuvor gegen
die heimische Konkurrenz erfolgreich getestet hatte. Durch die Niederlage
angespomt, kehrte Honda
nach Japan zurück und nahm sich fest vor, mit einem siegfähigen Motorrad
wieder zurückzukehren.
Zur gleichen Zeit kam die "Super Cub C 100" auf den Markt. Es war das
Motorrad, mit dem der
Firma Honda der endgültige weltweite Durchbruch gelang. Die "Super Cub C
100" ist bis heute ein
Alltagsmotorrad, auf dem in Asien alles transportiert
wird, egal ob Familie oder Waren zum Markt. Bis heute wurden mehr als 26
Millionen Exemplare
weltweit verkauft.
1959 hatte sich Honda entschlossen, auf dem amerikanischen-Markt Fuß zu
fassen. Das Team
bestand fast ausschließlich aus amerikanischen Mitarbeitern, die einen
schnellen Aufbau eines gut
funktionierenden Vertriebsnetzes gewährleisteten.
Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den
Händlern und dem Importeur gab es keine. Trotzdem war das Vorhaben nicht
leicht, da in dieser Zeit
Motorradfahrer als Rowdies in Lederjacken verschrien waren. Doch
Honda gelang es mit einer geschickt angelegten Werbekampagne, die ganz
normale Leute wie z. B.
die Mutter von nebenan auf einer Honda zeigten, den Absatz der Motorräder
und ihr
Image zu steigern. Innerhalb dieser Werbekampagne entstand der
Werbespruch "You meet the nicest
people on a Honda", der danach rund um die Welt gehen sollte.
Zwei Jahre später kehrte Honda gut vorbereitet auf die Isle of Man
zurück. Fünf Hondas gewannen
die ersten Plätze bei diesem so wichtigen Rennen. In den Kreisen der
Rennsportfans war nun Honda
nicht mehr ein vielbelächelter Außenseiter, sondern ein ernstzunehmender
Gegner, der schnelle und
solide Motorräder bauen konnte. Im gleichen Jahr noch gründete man die
European Honda GmbH in
Hamburg, durch die ab sofort ganz Europa mit Hondas versorgt werden
konnte. Anfänglich war
Honda "nur" mit kleinvolumigen Maschinen vertreten, die natürlich den
großvolumigen Maschinen der
europäischen Konkurrenz nicht das Wasser reichen konnten. Aber auch
dieses Manko sollte sich
noch ändern.
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